Evangelium heißt übersetzt „Frohe Botschaft“. Eigentlich stammt das Wort aus dem Sprachgebrauch der Römer. Wenn ein Bote im römischen Reich mit der Nachricht der Geburt oder der Thronbesteigung eines neuen Kaisers kam (der als göttlich galt), dann nannte man diese Botschaft „Evangelium“. Ein verwandtes Wort im Alten Testament (hebr. „basar“) bedeutet „eine Freuden- oder Siegesbotschaft überbringen“. So heißt es z.B. im Propheten Jesaja:

„Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße dessen, der frohe Botschaft bringt, der Frieden verkündet, der gute Botschaft bringt, der Rettung verkündet, der zu Zion spricht: Dein Gott herrscht als König.“ (Jesaja 52,7)

Der Bote der guten Nachricht gleicht einem Mann, der am Ende des Krieges den lang ersehnten Frieden verkündet. In den Ohren der Soldaten klang es wohl unfassbar, dass das Morden, Vergewaltigen, Stehlen und Leiden ein Ende haben sollte. Im Neuen Testament wird der Vers aus Jesaja im Römerbrief 10,16 im Zusammenhang mit dem Evangelium Jesu zitiert. Und wirklich, das Evangelium Jesu Christi beinhaltet all das, was eben genannt wurde: Die Geburt des Königssohnes, der eine ewige Herrschaft im Reich Gottes antreten wird, die von Frieden und Gerechtigkeit geprägt sein wird.

Die vier Evangelien Matthäus, Markus, Lukas und Johannes berichten vom Leben, Sterben und von der Auferstehung Jesu Christi. Das ist die frohe Botschaft: Gott kam in diese Welt, starb stellvertretend für die Sünder am Kreuz und bezahlte damit die Schuld für alle, die ihm glauben. Er möchte uns vergeben und uns ein Leben ermöglichen, das ihn verherrlicht. Doch leider nehmen die meisten Menschen diese Botschaft nicht an, wie auch Paulus nach seinem Zitat aus Jesaja 52 erklärt:

„Aber nicht alle haben dem Evangelium gehorcht. Denn Jesaja sagt: „Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt?“ Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Christi.“ (Römer 10,16+17)

Gott geht es also um den Inhalt seiner Botschaft. Wer im Reich Gottes leben möchte, der muss von seinem eigenen Weg umkehren und Gott als König in seinem Leben akzeptieren. Wer die Botschaft ablehnt, der verwirft damit den Sender, nämlich Gott (Johannes 12,44-48). Somit entscheidet sich jeder Mensch selbst, wo er die Ewigkeit verbringen wird. Gott sandte keinen Engel als Freuden-boten, sondern er machte sich selbst die Füße schmutzig. Die lieblichen Füße sind die Füße Jesu. Was hat die Welt mit ihm gemacht? Sie schlug ihn ans Kreuz. Und dieses Kreuz ist deshalb seit jeher vielen ein Ärgernis. So lesen wir in der Bibel:

„Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit, uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft… Und weil denn Juden Zeichen fordern und Griechen Weisheit suchen, predigen wir Christus als gekreuzigt, den Juden ein Ärgernis und den Nationen eine Torheit.“ (1.Korinther 1,18+22)

Warum ärgern sich Menschen über das Kreuz? Zum Einen teilt das Kreuz die Menschheit in zwei Lager: In Gerettete und Verlorene. Alleine das ist Zündstoff genug für viele Konflikte. Zum Anderen erscheint das Kreuz vielen als eine Dummheit. Sie können nicht verstehen, warum ein Mensch für andere sterben sollte, und dann auch noch so bestialisch. Wie kann ein Gott der Liebe seinen eigenen Sohn so brutal dahingeben?

Aber auch den Juden war es ein Ärgernis. Sie fanden keinen Schuld bei Jesus, deshalb hing über ihm eine Tafel mit der Anklageschrift: „Der König der Juden.“ Er wurde hingerichtet, weil er die Wahrheit sagte. Und somit klagt das Kreuz alle Menschen an: Juden wie Römer haben den ewigen König getötet. Somit geht der guten Botschaft eine unbequeme voraus, die religiöse Herzen verletzt (weil sie sich selbst als gerecht sehen) und Egoisten erzürnt (weil sie sich niemandem verantworten wollen).

Die unbequeme Botschaft lautet: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen!“ (Matthäus 4,17) Dass wir Buße tun sollen bedeutet, dass alle schuldig sind und umkehren müssen. Alle haben gegen Gott rebelliert und sich seiner Autorität nicht unterstellt. Alleine das Wort „Sünde“ ist schon vielen ein Ärgernis. Aber gäbe es keine Sünde, so hätte auch Jesus nicht am Kreuz sterben müssen. So lesen wir auch in Jesaja:

„Er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserem Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“ (Jesaja 53,5)

Die gute Botschaft lautet: Es gibt ein Opfer für die Sünde, das Gott an unserer Stelle akzeptiert: Gott selbst kam in die Welt, um unsere Schuld auf sich zu laden: Sein Blut für unser Blut, sein Leben für unser Leben. Deshalb ist das Kreuz Jesu eine frohe Botschaft für den Menschen, der sich als Sünder erkennt und der zu Gott umkehren möchte. Das Evangelium spricht von der Liebe Gottes zu Menschen, die diese Liebe nie verdient haben:

„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Johannes 3,16)

Das Evangelium ist aber nicht nur eine gute Botschaft, es hat auch Kraft zur Rettung (Römer 1,16f). Wenn ein Mensch die Botschaft hört und glaubt, in dem beginnt ein Prozess der Veränderung: Das Leben Jesu wird mehr und mehr im Geretteten sichtbar, so wird der Botschafter selbst zur Botschaft, indem er Jesus lebt. Paulus schrieb den Geretteten in Korinth:

„Ihr seid ein Brief Christi… geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln [eine Anspielung auf die Gesetzestafeln des Mose], sondern auf Tafeln, die fleischerne Herzen sind.“ (2.Korinther 3,3)

Das Kreuz Jesu Christi ist nicht nur Zentrum unserer Zeitrechnung, sondern auch das der Weltgeschichte. An Jesu Kreuz scheiden sich die Geister. Er sagte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ (Johannes 14,6) Diese Botschaft ist vielen ein Ärgernis, anderen eine Torheit. Für errettete Menschen aber ist es die beste Botschaft der Welt: Der König starb für meine Sünden, er bezahlte meine Schuld, und deshalb darf ich für immer in seinem Reich leben!