Beim Thema Beten scheiden sich die Geister. Die einen sagen: Das ist doch nur fromme Heuchelei. Für andere ist es religiöse Pflichterfüllung. Manche wollen sich mit Beten den Himmel verdienen. Die anderen sagen: Beten nützt nichts. Wenn sie dann aber in Nöte kommen, man höre und staune: dann beten sie. Ein Atheist schwamm einst im Meer, als ihn die Ebbe vom Ufer wegzuziehen drohte. Was tat er? Er betete und plötzlich spürte er Boden unter den Füßen. Über eine weite Landzunge konnte er zurück zum Strand gehen und war gerettet. Damit war es aber auch schon wieder vorbei mit seinem Glauben. Als ich einmal mit zwei jungen Männern über die Bibel sprach, da fing mich einer der beiden an auszulachen. Ich staunte nicht schlecht, als ihn der andere, ein stämmiger Kämpfer-Typ, in die Seite stieß und ihn zurechtwies: „Hör auf zu lachen! An der Front fangen alle an zu beten, wenn es brenzlig wird.“ Er war Söldner gewesen und hatte im Krieg zu beten gelernt.

Fragt man christliche Kirchgänger nach dem Gebet, dann zitieren viele das „Vater unser“. Und wirklich: Ein sehr schönes Gebet, wenn man es von Herzen betet. Leider plappern es viele nur herunter und haben noch nie wirklich darüber nachgedacht. Es entstand, als die Jünger Jesus baten: „Herr, lehre uns beten!“ Eine gute Bitte! Und der Herr Jesus lehrte sie. Vorsorglich sagte er: „Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen!“ Schon damals wurden also die Gebetsmühlen runter geleiert, um Gott gnädig zu stimmen. Der Herr sagt: So soll es nicht sein! Ein lieber Freund sagte einmal: „Wenn ich meiner Frau etwas Böses tue, dann gehe ich auch nicht zu ihr und sage ihr ein Gedicht auf.“ Was würde dieser liebe Freund seiner Frau sagen? Ganz einfach: „Es tut mir leid, bitte vergib mir!“ Und genau so ist es mit dem Gebet. Beten ist nichts anderes, als mit Gott zu reden. Also sehen wir uns doch einmal das „Vater unser“ unter diesem Gesichtspunkt ein wenig an:

„Unser Vater, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden!“ (Matthäus 6,9+10)

Es fällt auf, dass sich das Gebet des Herrn vor allem um den Vater dreht. Gott steht im Mittelpunkt, nicht der Beter. Und auch über die Anrede müssen wir nachdenken: „Unser Vater!“ Damit wir so beten können, muss Gott also unser Vater sein! Aber, werden jetzt viele antworten, ist Gott nicht der Vater aller Menschen? Nein, Gott ist der Schöpfer aller Menschen, und jeder wird am Ende einmal vor ihm stehen. Aber damit er unser Vater wird, muss etwas geschehen. Da kam einmal ein hoher Pharisäer nachts zum Herrn Jesus und sagte: „Lehrer, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen, denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.“ – Und der Herr gab ihm eine ganz eigenartige Antwort, die anscheinend gar nicht auf ihn einging: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“

Eine neue Geburt, ohne die niemand jemals Gottes Reich sehen wird! Der Pharisäer verstand zwar nicht, aber er war neugierig geworden. Wie wird man denn von neuem geboren? Eine Erklärung finden wir in einem Brief von Petrus: „Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichen Samen, sondern aus unvergänglichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes.“ (1.Petrus 1,23) Wenn jemand Gottes Botschaft hört und glaubt, dann empfängt er in diesem Moment den Heiligen Geist (Epheser 1,13). Den Geist, der auch die Schreiber der Bibel inspiriert hat. Die Bibel nennt dies Wiedergeburt. Der Mensch wird durch seine Hinwendung zu Gott zu seinem geistlichen Kind und empfängt dadurch ewiges Leben. Wer noch kein Kind Gottes ist, der sollte sein Gebet auch nicht mit „unser Vater“ beginnen. Bekenne zuerst Jesus deine Sünden und bitte ihn um Vergebung. Er starb am Kreuz für deine Schuld, damit du mit Gott ins Reine kommen kannst. Vertraue Jesus dein Leben an, dann darfst auch „mein Vater“ zu Gott sagen (Johannes 1,12).

Jetzt können wir das „Vater Unser“ weiter beten: „Geheiligt werde dein Name!“ Was bedeutet aber „geheiligt“? Ganz einfach: Der Name des Vaters im Himmel soll über allen anderen Namen stehen. Er soll in Ehren gehalten und gelobt werden. Was ist dir Gottes Name wert? Für mich ist es der schönste Name, den es gibt. Aber was ist eigentlich der Name des Vaters? Es ist der Vater, den uns der Herr Jesus gezeigt hat und der uns durch Jesus wiedergeboren hat. Und hier sind wir wieder bei unserem Thema: Beten ist nichts anderes, als mit dem Vater zu reden. Mein irdischer Vater starb, als ich elf Jahre alt war. Wie habe ich mich gefreut, als ich ein Kind Gottes wurde und erkannte, dass ich nun einen Vater im Himmel habe, der mich liebt und der sich um mich kümmert. Du glaubst das nicht? Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft mein Vater schon meine Gebete erhört oder mir in Nöten geholfen hat. Ja, seinen Namen möchte ich in Ehren halten und ihn vor den Menschen groß machen. Deshalb schreibe ich auch diese Zeilen.

Dein Reich komme!“ – Jesus Christus hat gesagt, dass er als ewiger König wiederkommen wird. Glaubst du das? Viele, die das nicht glauben, plappern es trotzdem immer wieder herunter. Ich glaube daran, weil Jesus es sagt, und ich freue mich darauf. Gottes Reich ist das Ziel meines Lebens. Hier bin ich nur auf der Durchreise. Und bis dahin möchte ich beten: „Dein Wille geschehe!“ – Möchtest du auch Gottes Willen tun? Dann fange doch heute damit an: Lies deine Bibel mit der Frage, was du für ihn tun kannst. Aber wo anfangen mit dem Lesen? Lies doch einfach das Vater unser zu Ende und denke selber darüber nach (Matthäus 6,5-15). Beten heißt eben nicht Plappern wie die Heiden, sondern ein Gespräch mit dem Vater zu pflegen. Es ist der Ausdruck meiner Beziehung zu Gott. Wie würdest du eine Beziehung beurteilen, wenn zwei nicht mehr miteinander reden? Wer eine gute Beziehung zu seinem Vater hat, der spricht auch gerne mit ihm. Und da ein Gespräch niemals ein Monolog sein soll, soll auch der Vater zu uns reden dürfen durch sein Wort, die Bibel. In den Sprüchen steht:

„Wer sein Ohr abwendet vom Hören auf das Gesetz, dessen Gebet sogar ist ein Gräuel.“ (Sprüche 28,9)

Gott ist ein heiliger Vater, und so sollen wir ihm auch begegnen. Gebet heißt nicht viele oder besonders schöne Worte zu machen, sondern ehrlich Gott alles sagen. Wenn eines meiner Kinder zu mir kommt, dann ist es mir egal, ob es alles richtig formuliert. Ich liebe mein Kind und freue mich, wenn es sich mir anvertraut. Sollte das bei Gott anders sein? Er hat seine Liebe bewiesen, als er am Kreuz für unsere Schuld starb. Und weil er uns liebt, erhört er auch unsere Gebete, aber nicht immer so, wie wir uns das vorstellen. Hätte ich meinen Kindern all ihre Wünsche erfüllt, so wären sie vielleicht schon an den Süßigkeiten gestorben.

Für mich ist das Gebet aber noch mehr als nur ein Gespräch mit meinem Vater. Beten heißt auch zur Quelle kommen und zu schöpfen. Ohne Gebet verdorrt das Glaubensleben wie eine Primel ohne Wasser. Manche nennen deshalb auch das Gebet „Atem des Glaubens“, denn wer kein Wasser trinkt oder nicht atmet, der stirbt. Gebet ist also ein Grundbedürfnis unserer Seele.

Und noch etwas: Gebet sollte niemals zur Pflichterfüllung degradieren. Mir wäre der Gedanke furchtbar, wenn meine Kinder nur kommen, wenn sie es müssen. Nein, ich liebe meinen Vater im Himmel und ich weiß, dass er es gut mit mir meint, deshalb bete ich. Es macht ihm Freude, mir zu helfen und meine Gebete zu beantworten. Jesus verspricht seinen Jüngern: „Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun.“ (Johannes 14,13) Im Namen Jesus zu beten, das heißt nicht nach jedem Gebet zu sagen: „Im Namen des Vaters, und des Sohnes…“ Das ist nur Geplapper. Im Namen Jesu zu beten ist nichts anderes, als so zu beten, wie es ihm gefällt. Er weiß doch am besten, was für dich und mich gut ist. Wer so betet, der wird Wunder erleben! Probier es doch einfach aus!

„Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden! Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird geöffnet werden.“ (Matthäus 7,7+8)