Viele Menschen sagen, sie glauben nicht an Gott, weil die Welt so voller Leiden ist. Da sieht man die furchtbarsten Dinge: Kinder, die vom Krieg gezeichnet verletzt und verarmt dahinvegetieren, Menschen, die an Hunger oder an anderen Katastrophen zugrunde gehen, Gewaltverbrechen, Seuchen, sexueller Missbrauch… Aber ist die Existenz des Leidens ein Beweis dafür, dass es keinen Gott gibt? Müssten wir nicht vielmehr fragen: Warum gibt es so viel Leiden, wenn es einen Gott der Liebe gibt? Die Bibel gibt uns darauf klare Antworten. Als Gott die Welt erschuf, da gab es all das Leid noch nicht. Alles war „sehr gut“, bis sich der Mensch von Gott und seinen Geboten abwandte und eigene Wege ging. Daraufhin sprach Gott folgenschwere Worte, die bis heute ihre Auswirkungen zeigen:

„Zur Frau sprach er: Ich will die Mühen deiner Schwangerschaft sehr groß machen; mit Schmerzen sollst du Kinder gebären; und dein Verlangen wird auf deinen Mann gerichtet sein, er aber soll herrschen über dich! Und zu Adam sprach er: Weil du der Stimme deiner Frau gehorcht und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir gebot und sprach: »Du sollst nicht davon essen!«, so sei der Erdboden verflucht um deinetwillen! Mit Mühe sollst du dich davon nähren dein Leben lang; Dornen und Disteln soll er tragen, und du sollst das Gewächs des Feldes essen.“ (1.Mose 3,16-18)

 Die Bibel sagt also, dass Gott selbst der Urheber des Leidens ist. Der Mensch hat sich von seinem Schöpfer losgesagt, woraufhin Gott sein Leben leidvoll und schwierig machte. Das Leiden ist aber nicht nur eine Strafe für die Sünde des Menschen, sondern vielmehr auch der liebende Ruf Gottes zu seiner Umkehr, damit Menschen nicht für immer verloren gehen. Hätte Gott mit mir nicht so hart gesprochen, wäre ich wohl nie zu ihm umgekehrt. Und so ist es bei vielen der Fall. Übrigens wird in der Bibel das Leiden der Menschen viel differenzierter betrachtet, wie in manch anderer Religion, die den Menschen heute „toleranter“ oder „barmherziger“ erscheint.

Ich saß an einem Straßenrand in Thailand, als ich folgende Situation beobachtete: Ein behinderter Mann humpelte mit Krücken die Straße herab, als plötzlich jemand aus einer Seitengasse lief und den armen Kerl mit einer zusammengerollten Zeitung mehrmals auf den Kopf schlug. Genauso schnell, wie er gekommen war, verschwand dieser auch wieder. Damals verwunderte mich dies, doch heute verstehe ich den Grund: Buddhisten und Hinduisten glauben an das Gesetz des Karma, welches besagt, dass jeder Mensch das empfängt, was er in seinem vorigen Leben Böses oder Gutes getan hat. Der Mann mit der Zeitung war wohl überzeugt davon, dass er einen sehr bösen Menschen schlug.

Auch die gläubigen Juden zur Zeit Jesu dachten so. Sie lehrten, dass, wenn jemand krank geboren wird, entweder er oder seine Eltern gesündigt haben müssten (Johannes 9). Jesus widersprach dieser offiziellen Lehre der Pharisäer und erklärte: Es gibt Krankheit, um damit die Werke Gottes und seine Größe zu offenbaren, indem diese durch Gottes Kraft geheilt wird. Aber was, wenn ein gläubiger Christ unter einer chronischen Krankheit leidet? Leider hört man dann oft: „Es stimmt etwas mit seinem Glauben nicht, sonst würde er gesund werden!“ Dabei bezieht man sich auf Jesus, der öfters nach Wundern sagte: „Dein Glaube hat dich geheilt!“ Den Umkehrschluss darf man aber nicht ziehen. Die Bibel berichtet uns, dass Timotheus, einer der treusten Christen zur Zeit des Paulus, häufig an Übelkeit litt. Paulus sagte von ihm: „Ich habe sonst niemand von gleicher Gesinnung, der so redlich für eure Anliegen sorgen wird.“ (Philipper 2,20) Trotzdem legte der Apostel ihm nicht einfach heilend seine Hände auf, sondern er schreibt ihm den medizinischen Rat:

„Trinke nicht länger nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein um deines Magens und deines häufigen Unwohlseins willen.“ (1.Timotheus 5,23)

Leiden, das steckt schon im Wort, ist unangenehm und mühsam. Normalerweise wünscht sich jeder Mensch das Ende seines Leides herbei, ganz gleich, ob es körperlicher oder seelischer Art ist. Wir leben zudem in einer sehr leidensscheuen Gesellschaft. Das komfortable Leben, in dem man sich scheinbar jeden Wunsch auf Knopfdruck erfüllen kann, hat uns unsere Belastbarkeit geraubt. Umso mehr bringen Leidende durch ihr tapferes und geduldiges Tragen ihrer Last ihre Mitmenschen zum Staunen: Wie kann ein leidender Mensch so zufrieden sein? Auch sie sind durch ihr Vorbild zu Menschen geworden, die die Werke Gottes und seine Größe offenbaren, wie Jesus es nannte. Ein bekannter Prediger namens C.H. Spurgeon berichtet von einem solchen Krankenbesuch:

“Vor einigen Monaten saß ich neben einer Frau, welche schon seit Jahren ihr Bett nicht mehr hatte verlassen können. Sie lag in einem schrägen Dachstübchen. Ringsumher war alles mit Bibelstellen behängt, die sie selbst liegend gezeichnet hatte. Sie war kaum je ohne Schmerzen; ruhelose Nächte und traurige Tage waren ihr beständiges Los. Als ich so da saß, um mit ihr zu sprechen, sagte sie: „Ich kann ihnen nicht sagen, wie oft Gottes Gegenwart diesen Raum erhellt hat. Er ist mir zu einem solchem Palast geworden, dass ich Könige auf ihren Thronen nicht beneidete, wenn ich hier Christi Besuch empfangen durfte. Obschon ich seit Jahren nicht eine Stunde von Schmerzen frei bin, versichere ich Ihnen, dass dieses Kämmerchen ein wahrer Himmel für mich gewesen ist.“ Es war keine exaltierte hysterische Frau, die das sagte. Sie hatte im Gegenteil ein so einfältiges, nüchternes Wesen, wie ihr es selten findet. Als ich mit ihr sprach, fühlte ich, das ihr Zeugnis wahr sei, denn ich war mir der Gegenwart des Allmächtigen ebenso bewusst, wie das zuweilen auf hohen Bergen oder auf dem Ozean der Fall gewesen ist. So empfand ich das tiefe Geheimnis seiner Gegenwart, als ich an dem bescheidenen Lager seiner leidenden Magd weilte.

Den Menschen, die mit Jesus leben und sein Wort ernst nehmen, schenkt Gott in der Bibel eine große Verheißung. Er verspricht den wahren Christen, dass all ihr Leid einen Sinn und auch ein Ende hat.

„Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind.“ (Römer 8,28)

Natürlich kann auch Sünde ein Grund für das Leiden sein (Jakobus 5,16), aber wir finden auch viele andere Gründe in der Schrift, warum Gott einem Menschen Krankheit und Leid zu Tragen schickt:

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1) Zurechtbringung

Für Christen ist Leiden und Krankheit nicht in erster Linie Strafe, sondern Gottes Zurechtbringung. Der liebende Vater möchte seine Kinder erziehen, damit sie einen guten Weg gehen. So heißt es im Hebräerbrief: „Mein Sohn, schätze nicht gering des Herrn Züchtigung, und ermatte nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst. Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er, er schlägt aber jeden Sohn, den er aufnimmt.“ (Hebräer 12,5+6) Erziehung ist in Gottes Augen etwas sehr Wichtiges.

2) Demütigung und Bewahrung

Hochmut ist eine der größten Fallen für uns Menschen. Paulus wurden von Gott große Geheimnisse anvertraut, damit er sie uns mitteilen sollte. Deshalb gab ihm Gott einen „Dorn für das Fleisch, der ihn mit Fäusten schlug.“ (2.Korinther 12,7) Wir wissen nicht genau, was das war, vielleicht handelte es sich dabei um ein Augenleiden. Auf jeden Fall betete der Apostel drei mal deswegen um Heilung, worauf er die Antwort bekam: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung.“ Paulus‘ Leiden diente also dazu, dass er in einer demütigen Abhängigkeit von Gott lebte. Und gleichzeitig verrät er uns in Vers 7 noch einen zweiten Grund: „Damit ich mich nicht überhebe.“

3) Barmherzigkeit

Menschen, die selbst durch Leiden gegangen sind, sind oft viel barmherziger mit anderen, weil sie ihre schwere Lage verstehen können. So helfen arme Menschen oft den Armen, ehemalige Alkoholiker oder Junkies den Alkohol- und Drogenabhängigen usw. Sogar vom Herrn Jesus heißt es, dass er uns durch seine Leiden verstehen kann (Hebräer 2,17+18). Das gemeinsame Tragen von Leid kann auch ein inniges Band zwischen Menschen knüpfen (1.Korinther 12,26). Vor allen Dingen aber offenbart uns unser Leiden Gottes Barmherzigkeit, der uns in all unseren Nöten beisteht und hilft (Psalm 34,20; Jakobus 5,11).

4) Geduld und Bewährung im Glaubensleben

Leiden lernt uns geduldig zu sein und mit Ausdauer Gottes Gegenwart zu suchen. Nicht umsonst wird oft gesagt: „Not lehrt beten.“ Geduld hat immer mit Leiden zu tun, denn an guten Tagen vergeht uns die Zeit viel zu schnell. Aber auch unser Glaube kann sich nur in der Not bewähren. In der Bibel heißt es: „Der ist nicht stark, dessen Herz in der Not nicht fest ist.“ (Sprüche 24,10) Das hat den bekannten China-Missionar Hudson Taylor zu der Aussage veranlasst: „Unsere Nöte sind der Boden, auf dem sich unser Glaube bewähren kann.“ Die Bibel sagt dies mit ähnlichen Worten:

„Darin jubelt ihr, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es nötig ist, in mancherlei Versuchungen betrübt worden seid, damit die Bewährung eures Glaubens viel kostbarer befunden wird als die des vergänglichen Goldes, das durch Feuer erprobt wird…“ (1.Petrus 1,6+7)

5) Dankbarkeit und Freude

Ein durch Leiden bewährter Glaube bewirkt Dankbarkeit und Freude, weil man weiß, dass nur Gott die Bewährung geschenkt hat. Mich hat auch oft erstaunt, wie die Menschen der Kriegsgeneration oft eine Dankbarkeit für das Gute entwickelt hatten, das sie nach dem Krieg empfangen haben. Wie Undankbar sind dagegen oft Menschen, denen größere Leiden in ihrem Leben erspart geblieben sind. Wer lange krank war, der freut sich über seine Gesundheit und kann dafür danken. Wer immer gesund war, dem ist dies eine Selbstverständlichkeit.

6) Leiden macht uns die Liebe Gottes groß

Nicht zuletzt erkennen wir im Leiden und Sterben Jesu die große Liebe Gottes, die er zu uns hat. Was hat Gott dazu bewogen, seinen herrlichen Thron zu verlassen und in einen sterblichen Leib Mensch zu werden? Was hat er auf sich genommen, um unsere Strafe zu bezahlen? Ich kannte einmal eine alte, gläubige Frau, die nach jedem Sturz ein Lobgebet zu ihrem Heiland rief, indem sie ihm dankte, welch schwere Leiden doch er für sie getragen hatte. Gottes unsagbares Leid für uns ist der größte Beweis dafür, wie sehr er uns liebt. So heißt es von ihm:

„Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden.“

Vieles könnte man dem noch hinzufügen, aber eines ist nun wohl jedem klar: Leiden hat eine große Bedeutung im Erziehungsplan Gottes. William MacDonald, ein bekannter christlicher Autor, sagte einmal: „Unser Leben ist voller Segnungen Gottes, die als Schwierigkeiten getarnt sind.“ Wie schön, wenn das ein Mensch für sich erkennen darf. Und vor allen Dingen verspricht Gott seinen Kindern, dass kein Leid umsonst gewesen ist. So lesen wir in Römer 8,28: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen worden sind.“ – Last, but not least, steht noch die Tatsache, dass für Gotteskinder das Leiden der jetzigen Zeit ein Ende haben wird. Was für ein Trost, wenn die Leidenszeit begrenzt ist und eine ewige Herrlichkeit auf errettete Menschen wartet.

„Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.“.. Wer überwindet, wird dies erben, und ich werde ihm Gott sein, und er wird mir Sohn sein.“ (Offenbarung 21,4+7)